Hilpoltstein - Eine Kugel, eine Bahn und neun Kegel – die 27-jährige Sanja Hennl befindet sich zweimal pro Woche in ihrer ganz eigenen Welt. Konzentriert und mit Gefühl rollt sie die schwere Kugel mit ihrer besonderen Technik durch die Beine und erzielt dabei große Erfolge: Im August feierte die gebürtige Rotherin in Weinheim die deutsche Vizemeisterschaft im Kegeln. Ihre Mutter, Regina Hennl, erinnert sich genau an den heißen Sommertag: „Sani ist sonst introvertiert, aber an dem Tag habe ich ihr die Aufregung deutlich angemerkt.“
Bereits letztes Jahr nahm Sanja an den Meisterschaften des Deutschen Behindertensportverbands teil, belegte jedoch den vorletzten Platz. Umso größer war die Freude in diesem Jahr: Gemeinsam mit ihrer Familie feierte Sanja im Elternhaus in Roth sowie in ihrem zweiten Zuhause, dem Auhof in Hilpoltstein, in dem sie seit dem Kindergarten betreut wird.
Kegeln fördert den strukturierten Alltag
Seit September 2019 wohnt Sanja Hennl auch in der Einrichtung der Rummelsberger Behindertenhilfe. Die Arbeit in der Schreinerei macht ihr großen Spaß. Sanja hat keine genaue Diagnose, ist jedoch seit ihrer Geburt entwicklungsverzögert, weshalb klare Abläufe ihr besonders guttun. Am besten gefällt ihr am Kegeln, dass alles immer gleich ist.
Seit neun Jahren kegelt Sanja einmal pro Woche mit anderen Bewohner*innen des Auhofs in der Stadthalle von Hilpoltstein. Zusätzlich holt ihre Mutter sie einmal pro Woche am Auhof ab, um gemeinsam zum Training in Roth zu fahren. „Das mache ich nur, solange sie es wirklich möchte. Wir würden sie niemals zu diesem Hobby zwingen.“ Doch das ist gar nicht nötig, denn Sanja ist sehr ehrgeizig. Mit einer Mischung aus Bescheidenheit und Entschlossenheit antwortet sie auf die Frage nach ihrem Ziel für das nächste Jahr: „Natürlich die Titelverteidigung.“
Der Auhof der Rummelsberger Diakonie bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung umfassende Unterstützung in allen Lebensbereichen, darunter Wohnangebote, Frühförderung, Schule und Werkstätten.